Mein Jahr als Trainerin

22. November 2023

Nicole Staudinger während sie vor Menschen spricht

Foto: Eva Backes

Seit fast 10 Jahren bin ich als Kommunikationstrainerin im Dienst. Während in den Coronajahren nahezu alles vor einem Bildschirm stattgefunden hat, bin ich jetzt meist wieder in Präsenz unterwegs. Mal sind es Kurzworkshops, mal Zwei-Tages-Seminare, manchmal bin ich auch eine Woche vor Ort und den ein oder anderen Konzern begleite ich dauerhaft in seiner Kommunikation. Die Herausforderungen sind von Branche zu Branche zwar unterschiedlich, lassen sich aber häufig auf gemeinsame Nenner zurückführen. Und: Sie haben aus meiner Sicht alle eine Gemeinsamkeit. Dazu aber später.

Schenkelklopfer Schlagfertigkeit

Wenn ich in Unternehmen über Schlagfertigkeit rede, ist dies eigentlich immer humorvoll. Hier fließen oft Tränen vor Lachen. Die Definition „Wem gestehe ich es zu, mir wertvolle Lebenszeit durch Ärger zu klauen“ ist für viele ein erhellender AHA-Moment. In der Schlagfertigkeit haben wir nur drei Sekunden Zeit für die passende Antwort.

Finden wir diese nicht, bleiben wir sprachlos (auch ohne nonverbale Reaktion) zurück, verläuft unser beruflicher Tag oftmals unter unseren Möglichkeiten. Und in diese drei Sekunden haben wir schlicht nicht die Zeit darüber nachzudenken, warum er oder sie das wohl gesagt hat und wie es gemeint war. Die Notfallantworten erwecken bei den Teilnehmenden (es werden auch immer mehr Männer!!) eine Art Katharsis. Jede/r  erfreut sich an dem Gedanken, diese oder jede Antwort endlich auspacken zu können.

Einen Schritt weiter

In der guten Kommunikation gehen wir dann viele Schritte weiter. Denn: Schlagfertigkeit rettet nur die Situation. Sie löst nicht den Konflikt. Für diese Art von Gespräch haben wir in der Vorbereitung weit mehr als nur drei Sekunden. Und diese sollten wir uns auch nehmen. Für die wichtigen Fragen, die ausschließlich in der eigenen Haltung zu finden sind. Hier verstummen die Lacher. Es wird unbequem. Und gleichzeitig auch oftmals lebensverändernd.

So hatte ich in diesem Jahr eine Dame im Seminar, mit der das gesamte Kollegium ein Problem hatte. Ohne es zu wissen, spürte ich es nach fünf Minuten. Am Ende des Seminars kam diese Dame nach vorne, bedankte sich und sagte zu ihrem Team:„Ich habe jetzt jahrelang danach gesucht, wer hier das faule Stück Obst im Korb ist. Heute fand ich raus, dass ich es bin. Dafür möchte ich mich entschuldigen.“ Können Sie sich vorstellen, was danach in diesem Team passierte? Allein die Produktivität steigerte sich enorm!

Energieverschwender 

Und genau diese Produktivität geht Ihrem Team flöten, wenn Sie diese Grundhaltung nicht verankern. Man trifft sich in den Teeküchen dieser Welt und lästert. Und im Lästermodus, da werden keine Wunder bewirkt. Da wird auch nicht gut und frei gearbeitet. Diese Arbeitsweisen brauchen wir aber! Nicht nur Sie als Chef oder Chefin, auch ihre einzelnen Mitarbeitenden, damit diese gerne und glücklich zur Arbeit kommen (und nicht nur im Homeoffice bleiben wollen!). Und wir brauchen motivierte Menschen auf der ganzen Welt – schauen Sie sich doch um!

Die Gemeinsamkeit zu beiden Themen, Schlagfertigkeit und gute Kommunikation, und auch die Lösung dieser liegt bei uns: in der eigenen Haltung. Und wenn Sie Chef oder Chefin sind, brauchen Sie genau diese. Aber bitte gelebt, nicht nur geschrieben!

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