Schlagfertigkeit forever?!

1. März 2024

Drei Frauen harken ihre Arme ineinander ein

Bild: Becca Tapert

Meine liebe Freundin Melanie Raabe hat mir das Buch „Das Meer der endlosen Ruhe“ von Emily St. John Mandel empfohlen. Ein Roman, der in der Vergangenheit und in der Zukunft spielt. Viel mehr möchte ich Ihnen über dieses beeindruckende Buch nicht verraten, außer: UNBEDINGT LESEN!


Eine Episode spielt um das Jahr 2200. Die Erde dient nur noch „Besuchen“, die Menschheit lebt mittlerweile in Mondkolonien und bewegt sich in einer Art Raumschiff fort. Nichts erinnert mehr an die Welt, wie wir sie heute kennen. Zumindest fast nichts.
„Haben Sie Kinder?“, wird die Protagonistin von einem Herrn gefragt.
„Ja, eine vierjährige Tochter“, so ihre Antwort.
„Warum sind Sie denn nicht bei ihr?“
Oder sinngemäß:
„Da können Sie aber froh sein, dass Ihr Mann Sie unterstützt!“


Die Vorstellung, dass wir in 200 Jahren immer noch die gleichen Sätze zu hören bekommen, während die Menschheit im wahrsten Sinne auf (nicht hinter!) dem Mond lebt, ist erschreckend, belustigend und realistisch zugleich. Wenn wir der Autorin in ihrer Fiktion Glauben schenken, benötigen wir also noch in vielen weiteren Generationen Schlagfertigkeit. Ist sie doch der feste Begleiter auf dem Weg in eine wirklich „gleiche“ Gesellschaft.


Die Kunst der schnellen Antwort verleiht uns Souveränität und Durchsetzungsfähigkeit. Dabei muss die Antwort nicht rhetorisch perfekt sein, denn das sind Fragen wie „Warum sind Sie nicht bei ihr?“ auch nicht. Die Schlagfertigkeit ist wie eine Art Selbstverteidigung für den eigenen Lebensweg. Und machen wir uns nicht vor, meine Damen: Wir glauben ja immer, uns verteidigen zu müssen. Egal, welchen Weg Sie einschlagen, irgendjemandem wird es nicht passen.


Schauen Sie sich diesen „Irgendjemand“ genau an. Hat er Mitspracherecht bei Ihrem Modell? Höchstwahrscheinlich nicht. Und wenn doch, garnieren Sie die Schlagfertigkeit noch mit guter Kommunikation. Seit genau zehn Jahren trainiere ich jetzt Ladys in diesen Themen. Rund um den Weltfrauentag sind die Seminare besonders gefragt. Hat sich in der letzten Dekade aus meiner Sicht zu dem Thema etwas geändert? Mmmhh… einerseits ja und andererseits leider nein.


Die „Angriffe“, von denen mir Frauen erzählen, sind genauso plump, einfallslos und übergriffig wie eh und je. Und damit sind leider längst nicht nur die verbalen Attacken von männlicher Seite gemeint. Weibliche Loyalität ist ein Thema, das sich noch immer nicht herumgesprochen hat. Oder anders: Rumgesprochen sehr wohl, aber authentisch gelebt eher selten. Ich beobachte nach wie vor: Während wir Frauen uns gegenseitig das Leben schwer machen, zieht ein Mann rechts an uns vorbei. Sich zu rechtfertigen, ist eine weibliche Attitüde. Andererseits, und das finde ich hocherfreulich, wenden die Ladys die Techniken heute mutiger an, als ich das noch vor zehn Jahren beobachtet habe.
„Darf ich das denn sagen?“, höre ich heute weniger. Aber wenn ich es höre, lautet meine Antwort nach wie vor: Im richtigen Ton können Sie ALLES sagen. Und das gilt heute ebenso wie vermutlich in 200 Jahren.

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