Jede macht, was sie kann

22. November 2023

Liegende Tasse, aus der pinke Flüssigkeit mit den Buchstaben "Doing my best" läuft.

Foto: Unsplash

Als Künstlerin gehe ich einen Deal ein: Ich unterhalte Menschen. Im besten Fall so gut, dass Sie die Zeit, die sie in einer Show oder bei einem Buch verbringen, genießen und sich gut erholen können. Damit sie am nächsten Tag entspannt und vielleicht ein bisschen beschwingter an die Arbeit gehen können. Von dieser Arbeit „profitiere“ ich dann wieder. Auf den unterschiedlichsten Arten, je nach Branche. Jetzt habe ich das Glück nicht nur Künstlerin zu sein, sondern auch Trainerin. Hier geht der Deal noch ein Stück weiter. Hier dürfen die Menschen nicht nur Unterhaltung, sondern konkrete Lernziele erwarten: in Schlagfertigkeit, Resilienz oder Kommunikation. Diese Skills helfen dann im besten Fall wieder beim Verrichten der Arbeit, oder sogar im Leben. 

Die Kombination aus Künstlerin und Trainerin ist für mich nahezu ideal. Und die Inhalte sind hoffentlich für viele Menschen hilfreich, oder eben aber unterhaltend. Aber: meine Fähigkeiten retten keine Leben. In der letzten Konsequenz wird die Welt von meiner Anwesenheit nicht gerettet oder dreht sich schneller. Und dennoch bekommen wir, damit schließe ich jetzt mehrere KünstlerInnen ein, Applaus. Und dieser ist gut hörbar, sorgt vielleicht sogar für einen gewissen Bekanntheitsgrad.

Aber: Weder meine Inhalte noch die Bekanntheit oder der Unterhaltungseffekt retten Leben. Oder sind, um den Begriff nochmal auszupacken, Systemrelevant. Das sind andere Berufsgruppen.

Und die bekommen keinen Applaus.

Und manchmal auch kein Budget.

Sie retten Leben.

Oder machen es lebenswerter.

Sie gucken dahin, wo keiner hingucken will.

„Das könnte ich nicht“, sagt man dann schnell. Wie gut, dass es Menschen gibt, die für sich erkannt haben, dass weggucken noch schlimmer als hinschauen ist. Und aus meiner Sicht ist es die Aufgabe von uns Künstlerinnen und Künstlern eben genau solche Gruppen, Vereine und Organisationen zu unterstützen. Und da man allein nie überall helfen kann, reicht es doch, wenn Jede das macht, was sie kann. Und was ihr nahe ist.

Ich darf unter anderem Schirmherrin für den deutschen Kinderhospizverein sein. Allein das Wort „Kinderhospiz“ dürfte es nicht geben, da sind wir und einig. Gibt es aber. Und unsere Vorstellung davon ist übrigens ganz anders, als die Realität. Dieser Verein kümmert sich um Familien und deren Kinder mit einer lebensverkürzenden Erkrankung. Leben verlängern, liegt oftmals nicht in unserer Hand, aber den Tagen mehr Leben geben schon. Die ehrenamtlichen Mitarbeitenden kümmern sich zum Beispiel um die Geschwisterkinder, die manchmal vielleicht nicht an erster Stelle stehen.

Sie finden mich außerdem als Botschafterin für Pink Ribbon und die DKMS und wir versuchen, als Team so viel zu wirken, wie es eben geht: Sei es in Selbsthilfegruppen, oder Organisationen, wo wir das Gefühl haben, etwas bewirken zu können.  Und wenn dieser Deal aufgeht, wenn jede das macht, was sie kann, dann bekommt der Begriff Selbstwirksamkeit die Bedeutung, die im Wort steckt.

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